Konica Autoreflex TC Test / Review
Mindestens bis ins Jahr 1873 reicht die Historie von Konica zurück. Betrachtet man die Gründung der ursprünglichen Firma für chemische Produkte, ist es sogar das Jahr 1860. Später, im Jahr 1873, wurde der Teil der Firma abgespalten, der sich auf fotografische Artikel spezialisierte.
Unter der Leitung von Rokusaburo Sugiura wurde der neue Betrieb “Konishi Honten” getauft. Sugiura ist mit seinem Geschäft damit der Ausgangspunkt für alles Fotografische in Japan. Der Name dieses kleinen Fotoladens sollte später in einem der größten Kamerakonzerne aufgehen, die es je gab. Aus Konishi Camera wurde kurz: Konica.
Vorreiter und Innovator
Heutzutage ist Konica nicht gerade die Marke, die einem einfällt, wenn es um Kameras geht.
Viele wissen nicht einmal, dass Konica überhaupt Kameras produzierte. Canon, Nikon, ja klar, aber Konica?
Konica war über Jahrzehnte ein wesentlicher Antreiber fotografischer Innovationen. 1903 entwickelten sie Japans erste tragbare Kamera, 1907 die erste japanische SLR und 1931 das erste japanische Objektiv.
Konicas Errungenschaften
In den 1950er Jahren begann die Arbeit an einer 35mm Spiegelreflexkamera.
1960, nur ein Jahr nach der Nikon F*, kam Konicas erste SLR auf den Markt die Konica F*. Schon die Konica F hatte eine Innovation, die erst viele Jahre später in die Kameras anderer Hersteller integriert werden sollte: ein Metalllamellenschlitzverschluss.
Was ein Wort. Es war der Vorläufer des Copal-Verschlusses, auf den später viele andere Firmen zurückgriffen.
Mit der Autoreflex war Konica ab 1965 der zweite Hersteller der eine Kamera mit automatischer Belichtungssteuerung auf den Markt brachte. Nur um wenige Monate geschlagen von der Beseler Topcon Auto 100*.
Die Konica Autoreflex TC, eine typische Kamera ihrer Zeit
Mehrere Iterationen der Autoreflex erschienen, unter anderem die Autoreflex T*, die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit vollautomatischer Belichtungssteuerung bei Messung durch das Objektiv (TTL-Belichtungsmessung).
Der Trend, immer kleinere und kompaktere Kameras in den Markt zu entlassen, ging auch an Konica nicht vorbei. Canon hatte die AE1*, Nikon die EM* (Lies hier meinen Artikel zur Nikon EM) – Allesamt Kameras für den Amateurmarkt konzipiert: klein, leicht, günstig.
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Technische Daten der Konica Autoreflex TC
Typ | Vollautomatische einäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera |
Bildformat | 24 x 36 mm |
Bajonett | Konica Bayonet (47 mm Durchmesser) (Konica AR) |
Auflagenmaß | 40,5 mm |
Verschluss | vertikal ablaufender Metalllamellenschlitzverschluss (Copal Square) |
Verschlusszeiten | 1/8s bis 1/1000s + Bulb |
Blitzsynchronisationszeit | 1/125s |
Blitzanschluss | Standard Hot-Shoe + seitlicher PC Anschluss |
Selbstauslöser | 4 bis 10 Sekunden, stufenlos verstellbar |
Sucher | 90% Abdeckung, 0,91x Vergrößerung |
Mattscheibe | zentraler Schnittbildentfernungsmesser mit Mikroprismenkranz und Mattscheibe (Konica 3-fach Fokussier-System) |
Belichtungsanzeige | vertikale Nadel zeigt einzustellenden Blendenwert an bei vorgewählter Verschlussgeschwindigkeit; Referenzanzeige für die Anzeigenadel, für ungekuppelte Objektive (Abblendmethode) |
Sucherinformationen | maximale Blende des angeschraubten Objektivs; Über- und Unterbelichtungswarnung; Warnsignal wenn manueller Modus gewählt ist |
Belichtungssteuerung | Vollautomatische Belichtungssteuerung, wählt Blende automatisch, je nachdem, was der Belichtungsmesser misst; AE-Lock über halb gedrückten Auslöser |
Belichtungsmesser | Doppel CdS-Zellen im Pentaprisma, schaltet sich automatisch ab, wenn vorgewählte Verschlusszeit außerhalb des Messbereichs liegt |
Messbereich | LW 3.5 bis 18 (bei f/1.2 Objektiv); LW 4.5 bis 18 (bei f/1.7 Objektiv) |
Filmempfindlichkeit | 25 bis 1600 ASA |
Stromversorgung | 2x 1.35V Quecksilber Batterien |
Filmtransport | 135° Schwung, klappt bei ausgeschaltetem Belichtungsmesser an die Kamera an |
Stativgewinde | 1/4 Zoll |
Gewicht | 510g (Gehäuse); 720g (mit 50mm 1.7 Objektiv) |
Maße (B x H x T) | 136 mm x 90 mm x 45 mm |
Die Konica Autoreflex TC in der Hand
Hält man die Konica Autoreflex TC* zum ersten mal in der Hand, fällt sofort die weiche Belederung auf. Es fühlt sich wesentlich wertiger an als bei ihrer Mitkonkurrentin, der Nikon EM, die leider nur Plastik mit Lederstruktur anzubieten hat.
Mir persönlich gefällt dieses Leder bzw. Lederimitat wesentlich besser. Leider kranken solche Bezüge oft daran, wie bei den frühen Minolta XD-7* (hier zu meinem Artikel der XD-7), dass sie nach langer Zeit einschrumpfen.
So ergeht es auch der Belederung der Konica. Es sieht an den Spalten etwas unschön aus, wenn Staub und Schmutz am dortigen Kleber haften bleibt. Außerdem wirkt es, als ob die Kamera eine Kleidergröße zu klein tragen würde.
Da die Belederung auch auf der Rückseite durchgängig ausgeführt wurde, fehlt dort die Halterung zur Erinnerung, welcher Film eingelegt ist – verschmerzbar.
Hochwertige Verarbeitung
Ansonsten fühlt sich die Autoreflex TC* jedoch sehr kompakt an. Sie wurde hochwertig verarbeitet, auch wenn der Gewichts- und Kostenersparnis halber viel auf Plastik gesetzt wird.
Eine etwas klapprige Rückwand, das war’s. Hatten die ersten Exemplare noch einen Metallboden, wurde auch dieser im Laufe der Zeit gegen ein Plastikteil getauscht.
Spartanisch sieht auch die Front der Kamera aus. Neben dem Entriegelungsknopf für das Objektiv kann lediglich ein Selbstauslösehebel bedient werden.
Die Beschriftung ist allerdings schön gelungen. Mir gefällt der weiß-orangerote Schriftzug an der rechten Schulter.
Auch der Konica Schriftzug auf dem Spiegelkasten sieht noch gut aus nach all den Jahren.
Klassische Bedienelemente
Auf der Oberseite geht die kleine Autoreflex TC* sehr klassisch vor.
Auf der linken Schulter der Rückspulhebel, der ausnahmsweise nicht als Türöffner dient. Dieser befindet sich seitlich an der Kamera.
Auf der rechten Schulter sind ein kombiniertes Zeiten- und ASA-Wahlrad, der Auslöser, der Filmtransporthebel (aus Metall gefertigt!) und eine Bildnummernanzeige.
Die Position des Auslösers in der Mitte, zwischen Hebel und Wahlrad, gefällt mir immer noch am besten. Es ist einfach die klassische Anordnung schlechthin.
Die Autoreflex TC punktet bei der Haptik
Durch Anheben des Zeitenwahlrades wird die entsprechende Filmempfindlichkeit eingestellt.
Die Blitzsynchronzeit von 1/125s ist in dem typischen Konica-orange-rot eingefärbt. Die Zeiten rasten schön ein und das Rad lässt sich wunderbar bedienen, auch wenn es komplett aus Plastik besteht.
Der Auslöser gibt schönes taktiles Feedback, insbesondere, wenn durch halbes Drücken der Messwertspeicher, bzw. AE-Lock aktiviert wird. Man erkennt den Übergang von AE-Lock zu Auslösung eindeutig und muss nun etwas fester drücken bis zum fertigen Bild.
Konica Autoreflex TC bietet durchdachte Konzepte
Äußerst geschickt haben die Konica Ingenieure folgendes Problem gelöst. Manchmal verursachen Filmtransporthebel blaue Flecken, wenn die umgehängte Kamera vor dem Bauch baumelt.
Denn bei einigen Kameras kann der Hebel nicht so in Ruheposition gebracht werden, dass er eng anliegt, sondern er steht etwas nach hinten ab. Eben dieser abstehende Filmtransporthebel sorgt beim Baumeln der Kamera dann für blaue Flecke, wenn sich seine Spitze wiederholt im Bauch der/s Fotograf/in vergräbt.
Konica löst dieses Problem mit einem Off-Schalter auf der Rückseite unter dem Transporthebel. Dieser schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.
Durch drücken schaltet sich zum einen der Belichtungsmesser aus und zum anderen klappt der Filmtransporthebel an.
Als kleine Erinnerung, den Off-Schalter zu betätigen ist ein kleiner Konica-orange-roter Punkt auf der Oberseite der Kamera angebracht, der nur zu sehen ist, wenn der Hebel absteht. Eine schöne Lösung die Konica da gefunden hat.
Problematische Stromversorgung
Eine weitere Besonderheit gegenüber anderen Fotoapparaten stellt der Mechanismus zum Öffnen der Rückklappe dar. Diese wird geöffnet, indem auf der linken Seite ein kleiner Schlitten nach unten gezogen wird, der die Klappe entriegelt.
Oberhalb dieses Schlittens ist die Buchse für ein Blitzsynchronisationskabel angebracht. Abschließend sind auf der Unterseite noch das Stativgewinde, der Rückspulknopf und das Batteriefach zu finden.
Leider läuft die Kamera mit den nicht mehr erlaubten 1,35V Quecksilber Batterien. Der Belichtungsmesser arbeitet zwar auch mit 1,5V Batterien, jedoch zeigt er falsche Werte an. Da kommt es leicht zu einer Blende Abweichung.
Abhilfe kann über drei Wege geschaffen werden: Erstens Weincell-Batterien*, die etwas teuer sind. Zweitens Hörgerätebatterien*, die jedoch nicht so lange halten. Oder drittens über einen Adapter*, der zwar einmal etwas Investition kostet, dann jedoch mit normalen 1,5V Batterien genutzt werden kann.
Eine solche Anschaffung lohnt sich oftmals schon nach nicht allzu langer Zeit.
Einfache Bedienung mit Hindernissen
Ein Blick durch den Sucher der Autoreflex TC* eröffnet das Bild auf eine Standardmattscheibe. Ein Schnittbildentfernungsmesser mit Mikroprismenkranz, wie man ihn in den meisten Kameras findet.
Das Konica Marketing bewirbt ihn zwar mit der Bezeichnung “Konica 3-way focusing system”, aber er hebt sich nicht gegenüber anderen Mattschieben hervor.
An der linken oberen Ecke finden wir ein rotes Warnfähnchen, sobald man sich aus dem automatischen Modus entfernt. Dies wird über die AE-Einstellung am Blendenring des Objektivs bewerkstelligt.
Schwarz abgesetzt auf der rechten Seite des Suchers befindet sich die Belichtungsanzeige: Eine Nadel mit Blendenwertskala.
Im manuellen Modus wird zuerst die Verschlusszeit gewählt, dann muss die entsprechende Blende eingestellt werden, die von der Nadel angezeigt wird.
Leider ist bei dunklen Hintergründen die Skala nur schwer zu lesen, sodass die Kamera kurzzeitig auf einen helleren Bildbereich gerichtet werden muss, um die Blendenwertskala lesen zu können.
Abgesehen davon ist das Prozedere einfach zu verstehen, inklusive der Über- und Unterbelichtungswarnung.
Fazit zur Konica Autoreflex TC
Stellt sich nun abschließend die Frage, für wen die Konica Autoreflex TC* eine gute Wahl darstellt.
Die einzigen Mankos, die ich für mich entdeckt habe, sind der etwas schlecht ablesbare Belichtungsmesser bei dunklen Hintergründen und die Tatsache, dass die Kamera die alten Quecksilber Batterien nutzt.
Beides lässt sich auf verschiedene Weisen umgehen. Klar, man muss damit leben können bzw. Geld für entsprechende Stromversorgung investieren.
Sollte das jedoch kein Hindernis sein, erhält der Käufer eine, wie ich finde, schön verarbeitete Kamera bei der die wichtigsten Elemente haptisch ansprechend gestaltet sind.
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Zu nennen sind vor allem die weiche Belederung als auch der Filmtransporthebel aus Metall.
Ja, dieser hat eine Plastikspitze, aber auch eine Leica M6* verfolgt genau das gleiche Prinzip. (Hier zum Leica M6 Artikel) Es funktioniert jedenfalls problemlos.
Auch die Qualität der zur Verfügung stehenden Objektive ist mindestens auf Mitbewerber Niveau. Wer Lust auf eine Konica Autoreflex TC hat, soll einfach zuschlagen.
Oft finden sich super preiswerte Angebote, bei denen ein wunderbares Konica Hexanon AR Objektiv schon dabei ist. Ich jedenfalls habe die Zeit mit der Kamera durchaus genossen.
Für 30€ gibt es oftmals schon die Autoreflex TC* inklusive dem tollen Hexanon AR 50mm 1.7. Das Objektiv alleine sollte eigentlich schon mehr als die 30€ wert sein.
TR
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2 Comments
Freddy Schiller
1. Januar 2021 at 17:41Die etwas modernere Schwester der Konica Autoreflex TC ist die Konica TC-X. Etwas mehr Plastik aber dafür sehr leicht (375 g!) und eine moderne AAA Batterie für die Lichtmessung. Ansonsten alles genau so wie gehabt – insbesondere vollmechanisch. Ideal kombiniert mit dem Hexanon 40 mm f/1.8 Objektiv!
thomas
1. Januar 2021 at 17:45Hallo,
Danke für den Hinweis, insbesondere das 40mm Hexanon interessiert mich und muss ich mir bei Gelegenheit mal anschauen.