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Yashica FR-I: Reicht Yashicas beste, um gegen Contax zu bestehen?

Ein Yashica FR-I Test / Review

zwei Yashica FR-I

Wow! So sollten die Reaktionen auf eine neue Kamera sein.

Bei eBay bestellt und das Warten bis das geliebte Stück Metall und Plastik zuhause ankommt, scheint ewig zu dauern. Wie als Kind an Weihnachten.

Schließlich wurden die letzten Wochen ausgiebig mit der Recherche zu der Neuen verbracht. Mit Emotionen sollte der erste Kontakt verbunden sein, idealerweise wie frisch verliebt.

Ob die Yashica FR-I* Emotionen bei mir hervorrief und wenn ja, welche findet ihr im Folgenden heraus.

Objektiv > Kamera

Man hört ja oft, dass die Objektive wichtiger seien als die Kameras an sich. Da steckt viel Wahrheit drin.

Schließlich ist eine Kameras nur eine Box mit Auslöseknopf und eventuell noch ein paar Extras, die den Film weiterspulen und bis zum Ende lichtdicht verwahren.

Ist man einmal über die Anfängerphase des Fotografierens hinaus und hat schon so ein zwei Lieblingsobjektive im Schrank stehen, stellt sich natürlich die Frage, welche Kamera es zu dem Lieblingsstück sein soll.

In meinem Fall ist das Objekt der Begierde ein Carl Zeiss Planar* 1,7/50mm für das Contax/Yashica Bajonett.

Yashica FR-I Schriftzug
Yashica FR-I* Schriftzug

Vor einiger Zeit ist es zusammen mit einer Contax 137MD zu mir gekommen. Die Contax Kamera hat mich positiv überrascht, wie in meinem Bericht nachzulesen ist.

Für schnelle Fotos mit Zeiss Optiken eine optimale Kamera. Doch manchmal sollte eine Kamera nicht einfach nur eine Box zur Filmaufbewahrung sein, sondern sie sollte gewissen technischen und ästhetischen Gesichtspunkten gerecht werden.

Mehr Auswahl im C/Y Bajonett

Nun ist das mit den Objektivbajonetten oftmals so eine Sache. Leider passen meine tollen Canon-Optiken nicht an die Traumkamera von Nikon, oder umgekehrt.

Beim Contax/Yashica Bajonett ist die Auswahl sozusagen doppelt so groß, wie bei anderen. Denn wie der Name schon sagt, können Contax-Kameras als auch welche von Yashica genutzt werden.

Auf der Suche nach der perfekten Kamera für mein Zeiss Planar schaute ich mich zuerst bei Contax um. Aber entweder war in der Kürze nix zu finden.

Gerne hätte ich eine Contax Aria* in den Händen gehabt. Oder ich fand lediglich zu teure und suspekte eBay Angebote (Contax RTS).


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Der Underdog – Yashica

Bei dem weniger schillernden Namen Yashica bin ich dann fündig geworden. Nach kurzer Recherche wurde dann auch klar, welche Kamera es sein sollte.

Eine Yashica FR-I*. Der Höhepunkt Yashicas im C/Y-Bajonett.

Aber bevor wir uns mit dem vielleicht Besten, was Yashica herstellte befassen, muss vielleicht erst noch geklärt werden, wer oder was Yashica überhaupt ist.

Yashica FR-I seitlich
Yashica FR-I*

Ein kleiner geschichtlicher Abriss Yashicas

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Yashica als Yashima Seiki K.K. in Nagano gegründet.

Anfangs noch Hersteller für Komponenten an elektrischen Uhren wurden die Weichen bereits 1953 in Richtung Fotografie gestellt.

Zum Ersten kam in diesem Jahr die erste eigene, als Yashimaflex bekannte, Kamera auf den Markt zum Zweiten begann damals die Zusammenarbeit mit Tomioka, einem nicht ganz unbekannten Hersteller für Optiken.

Nachdem 1958 der Name in Yashica geändert wurde erschien bereits im darauffolgenden Jahr Yashicas erste 35mm Spiegelreflexkamera, die Yashica Pentamatic.

Einem großen Publikum bekannt wurde die Marke jedoch durch die ab 1957 hergestellte Rolleicord-Kopie, die Yashica-Mat. Am Ende der Mat-Serie stand die heute noch sehr beliebte Yashica-Mat 124 G*.

Yashica FR-I seitlich
Yashica FR-I*

Sogar Spiderman fotografiert mit Yashica

Etwas kleiner, aber nicht weniger schlecht sind die heute ebenfalls noch sehr beliebten Yashica Electro* 35mm Kompaktkameras. Kompakt für die damalige Zeit.

Sie bietet ein überaus schnelles 1.7/45mm Objektiv und einen, aus heutiger Sicht, tollen Retro-Charme, der ihr sogar zu einem Auftritt in Spiderman, als Kamera von Tobey McGuire alias Peter Parker, verhalf.

Anfang der 1970er beschritt Yashica die nächste, wichtige Etappe.

Eine Kooperation mit Zeiss und F.A. Porsche bescherte Yashica Zugang zu den Weltklasseobjektiven von Zeiss. (Wer mehr über die Contax-Geschichte lesen will, dem sei mein Contax 137MD Review ans Herz gelegt.)

Auf Contax-Seite folgte die RTS- und 130er Linie. Yashica benannte die Kameraserien als FX und FR, wobei letztere die gehobeneren Modelle bezeichnete.

Yashica FR-I Logo
Yashica Logo

Der Höhepunkt – die Yashica FR-I

Der Höhepunkt der FR-Linie sollte die Yashica FR-I* bleiben.

Zwar hatte die FR-I noch Nachfolger, allerdings boten diese nicht die vielfältigen Möglichkeiten einer FR-I.

Besaß die FR lediglich einen manuellen Modus, so wurde diesem bei der FR-I auch ein semi-automatischer Modus zur Seite gestellt.

Die Nachfolger haben den manuellen Modus leider verloren, weshalb die FR-I (leider) die beste der FR-Linie blieb.

Technische Daten der Yashica FR-I

Kameratyp35mm Kleinbild SLR
ObjektivbajonettContax-Yashica Bajonett
Bildformat24 x 36 mm
Betriebsmodimanuell oder Blendevorwahl
Verschlusselektronisch gesteuerter Schlitzverschluss mit horizontal ablaufenden Verschlussvorhängen.
Verschlusszeiten1s – 1/1000s + Bulb + Blitzsynchronisation
VerschlussautomatikBlendenvorwahl mit automatischem Verschluss zwischen 4s und 1/1000s
Blitzsynchronisationszeit1/125s
Selbstauslösereingebauter Hebel, Auslösung nach ca. 7s
Auslösermagnetischer Auslöser + Buchse für Kabelfernauslöser
Belichtungsmesserautomatische TTL-Belichtungsmessung, mittenbetonte Mssung
BelichtungsprüftasteDrucktaste mit Schiebeverriegelung
Belichtungsbereich1-18 LW bei 1.4 Objektiv und 100 ASA
Belichtungskorrektur+- 2 Blenden in ganzen Schritten
Filmempfindlichkeitseinstellung12 – 3200 ASA
Stromversorgung6V Silberoxidbatterie (4LR44)
SucherBlende und Verschlusszeit im Sucher, 92% Abdeckung, 0,87x Vergrößerung
Fokusscheibediagonaler Schnittbildindikator mit Mikroprismenring
Filmtransport140° einfacher oder mehrfacher Bildaufzug
sonstigesBatterieprüflampe illuminiert Bildzählwerk
FilmrückspulungStandard Filmrückspulkurbel
Größe (H x B x T) in mm87 x 142,5 x 50
Gewicht660g (nur Gehäuse)

Schlichte Eleganz

Schön schwarz mit weiß verzierten Gravuren kommt die Yashica FR-I daher.

Ein zeitloses Äußeres.

Fujifilm wäre stolz, wenn ihre Retro X-T Kameras so schön daher kämen. Alles Notwendige griffbereit an ergonomisch vorteilhaften Stellen. Dabei überhaupt nicht klapprig.

Das Gewicht von 660g verteilt auf die angenehme Größe verschafft ihr ein hervorragendes Anfassgefühl. Über 40 Jahre nach ihrer Veröffentlichung kommt sie sportlich-elegant daher.

ASA Wahlrad Yashica FR-I
ASA Wahlrad

Die Bedienung der Yashica FR-I

Die Bedienelemente der Yashica FR-I* sind sehr aufgeräumt auf der Kamera angebracht.

Auf der linken Schulter findet sich rund um den Filmrückspulhebel einerseits das Wahlrad für die Filmempfindlichkeit und andererseits die Belichtungskorrektur.

Ein Dreh am Rad ändert die Belichtungskorrektur in ganzen Blenden. Will man die Filmempfindlichkeit verstellen, genügt schon ein leichtes Anheben und Drehen.

Direkt daneben findet sich der kleine Knopf zur Batterieprüfung. Ein Lämpchen beleuchtet bei Druck das Bildzählwerk – schön gelöst.


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Das Bildzählwerk findet sich am äußeren Rand der rechten Schulter der Yashica FR-I* wieder.

Daneben die zwei zentralen Bedienelemente. Der Filmtransporthebel mit integriertem Auslöseknopf mittig und links daneben das Zeitenwahlrad.

Dieses hat dankenswerterweise kein Endpunkt und kann in beiden Richtungen komplett durchgedreht werden. Der Auslöser bietet einen tollen Widerstand und sowohl ein Drücken als auch ein Abrollen des Fingers funktioniert bestens.

Bedienelemente Yashica FR-I
Bedienelemente der FR-I

Energiesparend – Die Belichtungsmessung

Die TTL-Belichtungsmessung kann auf der Rückseite der rechten Schulter aktiviert werden. Dazu hat Yashica eine clevere Lösung integriert.

Denn der Filmtransporthebel dient gleichzeitig auch zum Einrasten der Belichtungsmesstaste. Durch Drücken selbiger wird die Belichtungsmessung aktiviert.

Lässt man sie los, schaltet sich die Belichtungsmessung allerdings auch wieder aus. Oft besteht der Wunsch die Belichtungsmessung dauerhaft aktiviert zu lassen, bis z. B. eine Bilderserie fertig aufgenommen ist.

Dazu bringt man den Filmtransporthebel aus der Ruheposition etwas heraus in die Bereitschaftsposition und schiebt die Belichtungsmesstaste nach rechts, wo sie einrastet.

Will man die Belichtungsmessung wieder ausschalten, drückt man den Filmtransporthebel einfach wieder in Richtung Kameragehäuse und der Belichtungsmessknopf schnappt zurück.

Direkt daneben, unter einer kleinen Kappe, die Buchse für den Kabelfernauslöser.

Ansonsten bietet die Yashica FR-I* einen Filmetikettenhalter auf der Rückseite.

Die Vorderseite wiederum beherbergt auf der linken Seite einen Selbstauslösehebel, den Bajonettentriegelungsknopf sowie die Abblendtaste.

Rechts neben dem Bajonett findet sich eine Blitzsynchronbuchse.

Belichtungsmesser Yashica FR-I
Belichtungsmesser

Der Sucher der Yashica FR-I

Der Sucher der Yashica* hat auf seinem Dach einen Hotshoe zur Aufnahme von Standardblitzgeräten.

Ein Blick ins Okular eröffnet Zugang zur Mattscheibe und allen Informationen, die während der Aufnahme von Bedeutung sind.

Mittig ein, interessanterweise, diagonal orientierter Schnittbildentfernungsmesser umrandet von einem Mikroprismenring.

Ob die diagonale Ausrichtung besser als eine horizontale ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich empfand den Vorteil, dass sowohl in Portrait- als auch in Landschaftsorientierung immer eine Diagonale zum Scharfstellen entsteht als unwesentlich.

Aber vielleicht gibt es ja jemanden, der auf genau dieses Feature gewartet hat. Insgesamt bietet die Yashica FR-I einen guten, großen, hellen Sucher. 92% Abdeckung bei 0,87x ist jetzt Nichts, womit man angeben kann, aber groß genug.

Sucher Yashica FR-I
Der Sucher

Am oberen Rand des Suchers findet sich eine übersichtliche Blendenskala und rechts eine Zeitenskala, bei denen die jeweilig eingestellten Parameter gut abgelesen werden können.

Dazu kommt noch eine Erinnerungsanzeige, falls man im manuellen Modus unterwegs ist, das wars. Auch hier zeigt sich eine gewisse Aufgeräumtheit, die schon das komplette Design der Kamera ausmacht.

Die Aufnahme – Dienst nach Vorschrift

Die Aufnahme eines Bildes erfolgt ebenso unspektakulär und sachlich, wie das Äußere der Kamera vermuten lässt.

Die Yashica FR-I* macht das Gestalten im Sucher einfach. Der letzte Check, ob die Belichtung passt kann ohne Absetzen passieren.

Ein Druck auf den elektromagnetischen Auslöser und ein leicht heiseres Klack verrät, dass das Bild im Kasten ist – unspektakulär und effizient.

Belichtungskorrektur Yashica FR-I
Belichtungskorrektur

Fazit

Aufgeräumt – dieses Wort zieht sich durch diesen Bericht wie wohl kein anderes. Und genau so kann ich die Yashica FR-I* auch charakterisieren.

Kommen andere Kameras irgendwo etwas verspielt, manchmal sogar mit leicht seltsamen Designentscheidungen daher, die ein leichtes Kopfkratzen auslösen, so ist die Yashica das genaue Gegenteil davon.

Keine Spielereien und Schnörkel, sondern absolut geschäftsmäßig ist ihr Auftritt.

Ihr größtes Plus hat aber auch einen Nachteil. Die Kehrseite der Medaille ist eine gewisse Unpersönlichkeit, ein Mangel an Emotionen, die beim Griff nach der Kamera entstehen.

Leider war es nicht Liebe auf den ersten Blick bei mir. Ein bisschen Mythos wie bei einer Leica oder einer Pentax Spotmatic fehlt mir zugegebenermaßen.

Aber vielleicht passt sie genau deshalb so gut zu den Zeiss Objektiven. Nüchterne Sachlichkeit muss ja nichts Negatives sein.

Bei all diesen subjektiven Eindrücken muss aber auch festgehalten werden, die Yashica FR-I ist robust und scheint für die Ewigkeit gebaut.

Macht die Konzentration aufs Wesentliche sie deshalb zu einer Langweilerkamera? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten.

TR

Kamerakult

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